Die Katze
Die Katze war weg. Sie kam nicht mehr. Sie kam auch nicht mehr zum Fressen. Sie kam auch nicht als es regnete.
Eines Tages nach Wochen kam sie wieder. Sie hatte einen Zettel am Halsband. Auf dem Zettel stand: „Bitte füttere mich anständig!“
Sie verschwand wieder. Ich beobachtete sie. Ich wollte ihr folgen. Sie lief schräg nach unten durch verschiedene Gärten. Ich konnte ihr nicht folgen. Ich verlor sie aus den Augen.
Als sie das nächste Mal kam, befestigte ich eine kleine Kapsel am Halsband mit dem Namen Timo und mit meiner Telefonnummer.
Nichts geschah. Sie blieb wieder verschwunden. Ich fragte alle Nachbarn. Niemand wusste etwas. Ich war sicher, sie wurde von jemandem gefüttert. Aber wer war dieser Jemand, der mit altmodischer Schrift den Zettel geschrieben hatte?
Als sie wieder kam, war die Kapsel geöffnet. Meine Nachricht wurde heraus genommen. Der untere Teil der Kapsel fehlte.
Als sie das nächste Mal kam, war die Kapsel wieder vollständig. Aufgeregt und voller Spannung öffnete ich die Kapsel. Drin war ein kleiner Zettel mit einer Telefonnummer. Gespannt gab ich die Nummer ein am Computer unter „telsearch.ch“.
„Gregor Schön“ erschien auf dem Bildschirm. Gregor Schön, das war ein älterer Mann, der weiter unten wohnte. Sofort machte ich mich auf den Weg. Ich musste einen Umweg machen. Ich konnte nicht durch die Gärten und über die Zäune klettern wie die Katze. Ich läutete bei Gregor Schön. Er war nicht überrascht, mich zu sehen. Er wusste von Anfang an, dass die Katze mir gehörte.
Die Katze sei mager gewesen, da hätte er sie gefüttert. Sie habe gebettelt bei ihm. Ob ich denn nicht richtig zu meiner Katze schaue.
Später als ich weg gezogen bin, blieb die Katze ganz in diesem Quartier, wo es ihr schon immer besser gefiel als bei mir. Sie ist inzwischen dick und alt.
An Weihnachten schreibe ich jeweils eine Karte an Herrn Schön. Und er schreibt zurück.
(Ottilia Odermatt)